真新娘


Die wahre Braut


从前有个姑娘,十分年轻美貌,当她还是孩子的时候便没了妈妈,她的继母想尽各种办法来折磨她,使她生活得十分凄惨。 不管继母什么时候让干什么,她总是毫无怨言,而且还做了各种她力所能及的事。 但这仍不能打动这个恶毒女人的心,她的贪欲永远也不会满足。 女孩越是卖命干活,继母给她的活儿也越多。 那女人就是想尽办法用更多的活来压得她闷闷不乐,让她生活更艰苦。
有一天,那女人对女孩说:"这里有十二磅羽毛,你得把它拔下来,要是到晚上还没拔完,你就等着挨打吧。你以为可以成天在外面闲逛吗?"这可怜的女孩开始干活,眼泪顺着面颊流了下来,因为她明白自己一天内是不可能干完这些活的。 每当她面前有了一小堆羽毛,她总是叹着气或苦恼地搓着手,那些鸡毛就飞走了,不得不把它们拾起来,然后继续干。 过了一会儿,她听到一个低低的声音说:"别着急,我的孩子,我来帮你来了。"女孩抬头看到一个老婆婆站在她身旁,慈祥地拉着女孩的手,说:"快告诉我你有什么苦恼的事情。"由于她说得这么亲切,女骇便告诉老婆婆她痛苦的生活,一个一个重担是怎样压在她的身上的,她永远也干不完继母给她的活。 "如果我到今天晚上还没有弄好这堆羽毛,我的继母会打我。她威胁过我,而且我知道她会说到做到的。"她又开始流泪,但这善良的老婆婆说:"别害怕,我的孩子,休息一会,现在让我来干你的活。"女孩躺在床上,很快就睡着了。 老婆婆坐在堆着羽毛的桌旁,她那双苍老的手几乎没有碰它们,那些羽毛就神奇地飞离了羽毛梗。 这十二磅羽毛一会儿就拣完了。 当小女孩醒来时,发现面前堆着一大堆雪白的羽毛,房子也干干净净的,但那老婆婆已经不见了。 女孩感谢了上帝,然后静静地坐在那儿直到晚上。 当她继母走进来看到活儿全部干完时,她大吃了一惊。 "瞧瞧,你这蠢东西,"她尖刻地说,"人勤快起来什么活都干得完,你就知道闲坐在那,不能再干点别的吗?"女人出来后心想:"这家伙还能多干些,我一定要让她干更难的活儿。"
第二天早上她对女孩说:"给你一个勺,去用它把花园边那个大池塘的水舀干。要是你到晚上还没干完,你就等着瞧吧!"女孩接过勺,发现勺上全是小孔,既使没有小孔,她也永远舀不完那池水。 她马上开始干活,眼泪却又流了下来,滴进池中。 但那善良的老婆又出现了,当她得知小女孩为什么伤心时,她说:"高兴起来我的孩子,去灌木丛中美美睡上一觉吧,我会马上把你的活干完。"当只剩下老婆婆一人时,只见她几乎没碰池塘,水里就冒出了水气,一直升到空中,和彩云混在一起。 慢慢地池塘的水就干了,小女孩在日落时醒来到池边一看,只见鱼儿在泥里拼命地挣扎。 她跑去继母那告诉她活已干完了。 "你早就该干完的。"那继母嘴上这么说着,心里却气得面孔发白,于是她又想出了新的花招。
次日早上,她对女孩说:"你得赶在天黑前给我在那块平地上建好一座城。"这女孩吓呆了,分辩说:"我怎么能完成这么重的活呢?""不准回嘴!"继母尖叫着,"既然你能用有孔的勺舀干池水,你就有能耐给我建一座城堡。我今天就要这座城堡 ,如果城堡的厨房或地下室里还缺什么小东西,你就等着吃苦头吧! "说完他就把女孩赶了出去。女孩来到山谷中,那儿有一块块垒起来的石头,就是用尽吃奶的力气她也挪不动最小的一块。于是她便坐在那儿伤心地哭了,希望老婆婆再一次帮她一把。过了不久,老婆婆果真来了,她安慰小女孩说:"躺在树荫下休息吧,我会很快给你建好城堡。 只要你高兴,你可以自己住在这里。 "小女孩走开后,老婆婆用手轻轻碰了碰那些灰色的岩石,那堆岩石立刻都飞起来,一起挪动然后停下,好像是个巨人在筑墙一般。在这堆岩石上,房子渐渐耸起来了,仿佛有许多只无形的手在往上边垒石头。一声闷响从地下传来,立柱升了出来并依次地排好了,屋顶的砖瓦也排列得整整齐齐的。到中午,巨大的风信标耸立在塔顶上,好比一个身着绸衣的少女在飘动。夜幕降临时,城堡里也布置妥当了。那老婆婆是怎么做到这一切的我们也不知道。只见房间的墙壁都用丝绸和天鹅绒蒙着;五色刺绣的椅子套和雕刻精细的围椅,放在大理石桌旁;水晶般的吊灯挂在天花板上,照着下面那光光的地板;镀金笼内有绿色鹦鹉,还有那声音动听却不知名的鸟儿。所有的这一切都是那样的华丽,恰似一个王宫。太阳下山时,小女孩醒来了,千万盏灯光正照在她的脸上。她匆匆忙忙走向城堡,进去后发现台阶上铺着红色的地毯,栏杆上围满了盛开的鲜化。看到这么华丽的房间,小女孩一时都惊呆了,像石头般地站在那里。要不是她突然想起了她的继母,谁知道她会在那儿站多久。"唉! "女孩想,"要是她这一次能最后满足,我也不必再过苦难的生活,那就好了。 "于是女孩走去告诉继母城堡已经建好了。"我这就搬进去。 "只见她从椅子上站了起来说。她们进入了城堡,那位继母不得不用手来遮住眼睛,因为这亮丽的一切让她头晕目眩。"瞧瞧! "她对女孩说,"你轻而易举地就干好了这件事,我得给你点更重的活儿。 "她检查了所有的房间,查看了所有的角落,看看是否有什么遗漏或欠缺,但她什么毛病也挑不出来。"现在我们下去看看,"她恶狠狠地冲着小女孩说,"厨房和地窖还得检查,如果你遗漏了什么东西,我就会惩罚你的。 "但壁炉里的火烧得正旺,锅里蒸着肉,墙边放着煤和铲,亮晶晶的黄铜炊具摆得整整齐齐,什么都不缺,甚至连煤盆和水桶都有。"哪扇门是通到地窖的? "她叫道,"如果酒桶里没有装满酒,那就有你的好看的。 "说着她掀开了地窖的活门就往下走,但还没等她走两步远,那扇向后靠着的活门就重重地倒了下来。女孩听到一声尖叫,马上赶过来举起门,想救她。但她已掉下去了,女孩发现她躺倒在地下断气了。
现在,这座美丽的城堡便属于这女孩一个人了,有这么好的运气,一开始她简直适应不了。 衣柜里挂着美丽的衣服,抽屉里盛放着金银珠宝,她再不会感到缺乏什么东西了。 很快,这女孩的美貌和财富就传遍了整个世界,求婚者络绎不绝,但没有一个能讨她的欢心。 最后有个王子来到了她的身边,他知道怎样打动少女的心,于是他们就订了婚。 有一天,他们正坐在城堡中花园的菩提树下,王子说:"我要回家征得父王的同意,请你在这树下等我好吗?我几个小时后就回来。"女孩吻了吻他的左脸颊,说:"你一定要守信用,决不要让人吻你的左半脸,我会在这儿等你,直到你回来。"
这女孩在树下一直呆到太阳下山,但他还没有回来。 连续三天她都这样从早到晚呆在树下等他,但什么也没等到。 第四天,他还是没回来,于是她想:"一定是他出了什么事,我要去找他,直到把他找回来。"她包好三件漂亮的衣服,一件绣着闪亮的星星,一件缀着银色的月亮,一件布满了金色的太阳,她还用手帕包好了一大把珠宝,出发了。 她到处打听她的心上人,但没有人见过他,也没有人知道他的情况。 尽管她走遍了世界的许多地方,还是没能找到他。 最后,他到一个农场当了牧牛女,并把她的衣服和珠宝都埋在一块石头下。
现在她成了牧女,守着牛群。 她满怀悲伤,时刻想念着她的心爱的人。 她亲手喂养了一头小牛,小牛同她也格外亲近,每当她说:
"小牛,小牛,跪到我身边来,
不要把你的牧牛女来忘怀。
当王子忘了他海誓山盟的新娘,
又是谁在菩提树下苦苦地等待? "
那小牛就乖乖地跪在她身旁,任她抚摸。
她就是这样独自哀伤地过了几年。 一天有消息传来说国王的女儿将举行婚礼。 通向城里的路正好打这村口经过,那女孩赶着牛群出去,正巧碰见新郎从这里经过。 他洋洋得意地骑在马上,根本不把旁人放在眼里,但她一眼就认出了那是她的心上人,她心如刀绞。 "唉!"她想,"我还以为他会守信用,但他已经忘记了我。"
第二天,王子又一次经过这条路,当他走近时,女孩就对小牛说:
"小牛,小牛,跪到我身边来,
不要把你的牧牛女来忘怀。
当王子忘了他海誓山盟的新娘,
又是谁在菩提树下苦苦地等待? "
王子听到这熟悉的声音,勒住马往下看。 他久久地盯着女孩的脸,手摸着额头,竭力想记起什么来,但他很快又继续往前走,倾刻就消失了。 "哎!"她想,"他不再认得我了。"
想到这她就更伤心了。
这以后不久,宫廷里举行了长达三天的盛宴,所有的人都被邀请参加了。 "现在我得最后试试我的运气。"少女想。 夜幕降临时,她拿出自己以前埋在石头下的衣服和珠宝,穿上那件布满金色太阳的衣服,戴上她的珠宝,解开包在头上的手帕,让一头秀发披在肩上。 就这样她进了城,黑暗中谁也没注意到她。 当她进入灯火辉煌的大厅时,人群都惊奇的望着她,但没有人知道她是谁。 王子亲自来迎接她,但也没认出她是谁。 他带着她跳舞,被她的美色倾倒,几乎把另一个新娘遗忘了。 宴会结束后,她消失在人群中,天亮前她又匆忙赶回了村庄,又一次穿上牧女的衣服。
第二天晚上,她穿上那件有银色月亮的衣服,在头上别了个半月形的宝石。 当她出现在舞会上时,所有的人都望着她,王子急忙来迎接她,对她充满了爱意,整晚就和她一个人跳舞,对别的看也不看一眼。 在她走之前她答应了王子去参加最后一天的舞会。
当她第三次出现时,她穿着那件缀满了星星的衣服。 她每走一步,这衣服就闪闪发一次光。 她的发带和腰带上也缀满了珠宝。 王子已经等了她很久了,见她来,急忙走到她身边,"快告诉我你是谁,"他说,"我感觉我已经认识你很久了。""你难道不知道你离开的时候我都干了些什么?"然后她走向王子,吻了吻他的左半脸。 这时候王子突然醒悟了,他认出了真正的新娘。 "来吧,我再也不在这里呆了。"说着,他牵着少女的手,把她带进了马车。 马车一阵风似地驶向城堡,明亮的窗户已在不远处了。 当他们的马车经过菩提树时,无数萤火虫正围着那颗树打转,树枝摇曳着,散发出阵阵芳香。 台阶上鲜化盛开,房间里回荡着奇妙的鸟叫声,满朝文武正聚集在大厅里,牧师正等着给新郎和真新娘举行婚礼。
Es war einmal ein Mädchen, das war jung und schön, aber seine Mutter war ihm früh gestorben, und die Stiefmutter tat ihm alles gebrannte Herzeleid an. Wenn sie ihm eine Arbeit auftrug, sie mochte noch so schwer sein, so ging es unverdrossen daran und tat, was in seinen Kräften stand. Aber es konnte damit das Herz der bösen Frau nicht rühren, immer war sie unzufrieden, immer war es nicht genug. Je fleißiger es arbeitete, je mehr ward ihm aufgelegt, und sie hatte keinen andern Gedanken, als wie sie ihm eine immer größere Last aufbürden und das Leben recht sauer machen wollte.
Eines Tages sagte sie zu ihm: "Da hast du zwölf Pfund Federn, die sollst du abschleißen, und wenn du nicht heute abend damit fertig bist, so wartet eine Tracht Schläge auf dich. Meinst du, du könntest den ganzen Tag faulenzen?" Das arme Mädchen setzte sich zu der Arbeit nieder, aber die Tränen flossen ihm dabei über die Wangen herab, denn es sah wohl, daß es unmöglich war, mit der Arbeit in einem Tage zu Ende zu kommen. Wenn es ein Häufchen Federn vor sich liegen hatte und es seufzte oder schlug in seiner Angst die Hände zusammen, so stoben sie auseinander, und es mußte sie wieder auflesen und von neuem anfangen. Da stützte es einmal die Ellbogen auf den Tisch, legte sein Gesicht in beide Hände und rief: "Ist denn niemand auf Gottes Erdboden, der sich meiner erbarmt?" Indem hörte es eine sanfte Stimme, die sprach: "Tröste dich, mein Kind, ich bin gekommen, dir zu helfen." Das Mädchen blickte auf und eine alte Frau stand neben ihm. Sie faßte das Mädchen freundlich an der Hand und sprach: "Vertraue mir nur an, was dich drückt." Da sie so herzlich sprach, so erzählte ihr das Mädchen von seinem traurigen Leben, daß ihm eine Last auf die andere gelegt würde und es mit den aufgegebenen Arbeiten nicht mehr zu Ende kommen könnte. "Wenn ich mit diesen Federn heute abend nicht fertig bin, so schlägt mich die Stiefmutter; sie hat mirs angedroht, und ich weiß, sie hält Wort." Ihre Tränen fingen wieder an zu fließen, aber die gute Alte sprach: "Sei unbesorgt, mein Kind, ruhe dich aus, ich will derweil deine Arbeit verrichten." Das Mädchen legte sich auf sein Bett und schlief bald ein. Die Alte setzte sich an den Tisch bei die Federn, hu! wie flogen sie von den Kielen ab, die sie mit ihren dürren Händen kaum berührte. Bald war sie mit den zwölf Pfund fertig. Als das Mädchen erwachte, lagen große schneeweiße Haufen aufgetürmt, und alles war im Zimmer reinlich aufgeräumt, aber die Alte war verschwunden. Das Mädchen dankte Gott und saß still, bis der Abend kam. Da trat die Stiefmutter herein und staunte über die vollbrachte Arbeit. "Siehst du, Trulle," sprach sie, "was man ausrichtet, wenn man fleißig ist? hättest du nicht noch etwas anderes vornehmen können? aber da sitzest du und legst die Hände in den Schoß." Als sie hinausging, sprach sie: "Die Kreatur kann mehr als Brot essen, ich muß ihr schwerere Arbeit auflegen."
Am andern Morgen rief sie das Mädchen und sprach: "Da hast du einen Löffel, damit schöpfe mir den großen Teich aus, der bei dem Garten liegt. Und wenn du damit abends nicht zu Rand gekommen bist, so weißt du, was erfolgt." Das Mädchen nahm den Löffel und sah, daß er durchlöchert war, und wenn er es auch nicht gewesen wäre, es hätte nimmermehr damit den Teich ausgeschöpft. Es machte sich gleich an die Arbeit, kniete am Wasser, in das seine Tränen fielen, und schöpfte. Aber die gute Alte erschien wieder, und als sie die Ursache von seinem Kummer erfuhr, sprach sie: "Sei getrost, mein Kind, geh in das Gebüsch und lege dich schlafen, ich will deine Arbeit schon tun." Als die Alte allein war, berührte sie nur den Teich: wie ein Dunst stieg das Wasser in die Höhe und vermischte sich mit den Wolken. Allmählich ward der Teich leer, und als das Mädchen vor Sonnenuntergang erwachte und herbeikam, so sah es nur noch die Fische, die in dem Schlamm zappelten. Es ging zu der Stiefmutter und zeigte ihr an, daß die Arbeit vollbracht wäre. "Du hättest längst fertig sein sollen," sagte sie und ward blaß vor Ärger, aber sie sann etwas Neues aus.
Am dritten Morgen sprach sie zu dem Mädchen: "Dort in der Ebene mußt du mir ein schönes Schloß bauen, und zum Abend muß es fertig sein." Das Mädchen erschrak und sagte: "Wie kann ich ein so großes Werk vollbringen?" - "Ich dulde keinen Widerspruch," schrie die Stiefmutter, "kannst du mit einem durchlöcherten Löffel einen Teich ausschöpfen, so kannst du auch ein Schloß bauen. Noch heute will ich es beziehen, und wenn etwas fehlt, sei es das Geringste in Küche oder Keller, so weißt du, was dir bevorsteht." Sie trieb das Mädchen fort, und als es in das Tal kam, so lagen da die Felsen übereinander aufgetürmt; mit aller seiner Kraft konnte es den kleinsten nicht einmal bewegen. Es setzte sich nieder und weinte, doch hoffte es auf den Beistand der guten Alten. Sie ließ auch nicht lange auf sich warten, kam und sprach ihm Trost ein: "Lege dich nur dort in den Schatten und schlaf, ich will dir das Schloß schon bauen. Wenn es dir Freude macht, so kannst du selbst darin wohnen." Als das Mädchen weggegangen war, rührte die Alte die grauen Felsen an. Alsbald regten sie sich, rückten zusammen und standen da, als hätten Riesen die Mauer gebaut: darauf erhob sich das Gebäude, und es war, als ob unzählige Hände unsichtbar arbeiteten und Stein auf Stein legten. Der Boden dröhnte, große Säulen stiegen von selbst in die Höhe und stellten sich nebeneinander in Ordnung. Auf dem Dach legten sich die Ziegeln zurecht, und als es Mittag war, drehte sich schon die große Wetterfahne wie eine goldene Jungfrau mit fliegendem Gewand auf der Spitze des Turms. Das Innere des Schlosses war bis zum Abend vollendet. Wie es die Alte anfing, weiß ich nicht, aber die Wände der Zimmer waren mit Seide und Sammet bezogen, buntgestickte Stühle standen da und reichverzierte Armsessel an Tischen von Marmor, kristallne Kronleuchter hingen von der Bühne herab und spiegelten sich in dem glatten Boden: grüne Papageien saßen in goldenen Käfigen und fremde Vögel, die lieblich sangen: überall war eine Pracht, als wenn ein König da einziehen sollte. Die Sonne wollte eben untergehen, als das Mädchen erwachte und ihm der Glanz von tausend Lichtern entgegenleuchtete. Mit schnellen Schritten kam es heran und trat durch das geöffnete Tor in das Schloß. Die Treppe war mit rotem Tuch belegt und das goldene Geländer mit blühenden Bäumen besetzt. Als es die Pracht der Zimmer erblickte, blieb es wie erstarrt stehen. Wer weiß, wie lang es so gestanden hätte, wenn ihm nicht der Gedanke an die Stiefmutter gekommen wäre. "Ach," sprach es zu sich selbst, "wenn sie doch endlich zufriedengestellt wäre und mir das Leben nicht länger zur Qual machen wollte." Das Mädchen ging und zeigte ihr an, daß das Schloß fertig wäre. "Gleich will ich einziehen," sagte sie und erhob sich von ihrem Sitz. Als sie in das Schloß eintrat, mußte sie die Hand vor die Augen halten, so blendete sie der Glanz. "Siehst du," sagte sie zu dem Mädchen, "wie leicht dirs geworden ist, ich hätte dir etwas Schwereres aufgeben sollen." Sie ging durch alle Zimmer und spürte in allen Ecken, ob etwas fehlte oder mangelhaft wäre, aber sie konnte nichts auffinden. "Jetzt wollen wir hinabsteigen," sprach sie und sah das Mädchen mit boshaften Blicken an, "Küche und Keller muß noch untersucht werden, und hast du etwas vergessen, so sollst du deiner Strafe nicht entgehen." Aber das Feuer brannte auf dem Herd, in den Töpfen kochten die Speisen, Kluft und Schippe waren angelehnt, und an den Wänden das blanke Geschirr von Messing aufgestellt. Nichts fehlte, selbst nicht der Kohlenkasten und die Wassereimer. "Wo ist der Eingang zum Keller?" rief sie, "wo der nicht mit Weinfässern reichlich angefüllt ist, so wird dirs schlimm ergehen." Sie hob selbst die Falltüre auf und stieg die Treppe hinab, aber kaum hatte sie zwei Schritte getan, so stürzte die schwere Falltüre, die nur angelehnt war, nieder. Das Mädchen hörte einen Schrei, hob die Türe schnell auf, um ihr zu Hilfe zu kommen, aber sie war hinabgestürzt, und es fand sie entseelt auf dem Boden liegen.
Nun gehörte das prächtige Schloß dem Mädchen ganz allein. Es wußte sich in der ersten Zeit gar nicht in seinem Glück zu finden, schöne Kleider hingen in den Schränken, die Truhen waren mit Gold und Silber oder mit Perlen und Edelsteinen angefüllt, und es hatte keinen Wunsch, den es nicht erfüllen konnte. Bald ging der Ruf von der Schönheit und dem Reichtum des Mädchens durch die ganze Welt. Alle Tage meldeten sich Freier, aber keiner gefiel ihr. Endlich kam auch der Sohn eines Königs, der ihr Herz zu rühren wußte, und sie verlobte sich mit ihm. In dem Schloßgarten stand eine grüne Linde, darunter saßen sie eines Tages vertraulich zusammen, da sagte er zu ihr: "Ich will heimziehen und die Einwilligung meines Vaters zu unserer Vermählung holen; ich bitte dich, harre mein hier unter dieser Linde, in wenigen Stunden bin ich wieder zurück." Das Mädchen küßte ihn auf den linken Backen und sprach: "Bleib mir treu, und laß dich von keiner andern auf diesen Backen küssen. Ich will hier unter der Linde warten, bis du wieder zurückkommst."
Das Mädchen blieb unter der Linde sitzen, bis die Sonne unterging, aber er kam nicht wieder zurück. Sie saß drei Tage von Morgen bis Abend und erwartete ihn, aber vergeblich. Als er am vierten Tag noch nicht da war, so sagte sie: "Gewiß ist ihm ein Unglück begegnet, ich will ausgehen und ihn suchen und nicht eher wiederkommen, als bis ich ihn gefunden habe." Sie packte drei von ihren schönsten Kleidern zusammen, eins mit glänzenden Sternen gestickt, das zweite mit silbernen Monden, das dritte mit goldenen Sonnen, band eine Handvoll Edelsteine in ihr Tuch und machte sich auf. Sie fragte allerorten nach ihrem Bräutigam, aber niemand hatte ihn gesehen, niemand wußte von ihm. Weit und breit wanderte sie durch die Welt, aber sie fand ihn nicht. Endlich vermietete sie sich bei einem Bauer als Hirtin, und vergrub ihre Kleider und Edelsteine unter einem Stein.
Nun lebte sie als eine Hirtin, hütete ihre Herde, war traurig und voll Sehnsucht nach ihrem Geliebten. Sie hatte ein Kälbchen, das gewöhnte sie an sich, fütterte es aus der Hand, und wenn sie sprach:
"Kälbchen, Kälbchen, knie nieder,
vergiß nicht deine Hirtin wieder,
wie der Königssohn die Braut vergaß,
die unter der grünen Linde saß,"
so kniete das Kälbchen nieder und ward von ihr gestreichelt.
Als sie ein paar Jahre einsam und kummervoll gelebt hatte, so verbreitete sich im Lande das Gerücht, daß die Tochter des Königs ihre Hochzeit feiern wollte. Der Weg nach der Stadt ging an dem Dorf vorbei, wo das Mädchen wohnte, und es trug sich zu, als sie einmal ihre Herde austrieb, daß der Bräutigam vorüberzog. Er saß stolz auf seinem Pferd und sah sie nicht an, aber als sie ihn ansah, so erkannte sie ihren Liebsten. Es war, als ob ihr ein scharfes Messer in das Herz schnitte. "Ach," sagte sie, "ich glaubte, er wäre mir treu geblieben, aber er hat mich vergessen."
Am andern Tag kam er wieder des Wegs. Als er in ihrer Nähe war, sprach sie zum Kälbchen:
"Kälbchen, Kälbchen, knie nieder,
vergiß nicht deine Hirtin wieder,
wie der Königssohn die Braut vergaß,
die unter der grünen Linde saß."
Als er die Stimme vernahm, blickte er herab und hielt sein Pferd an. Er schaute der Hirtin ins Gesicht, hielt dann die Hand vor die Augen, als wollte er sich auf etwas besinnen, aber schnell ritt er weiter und war bald verschwunden. "Ach," sagte sie, "er kennt mich nicht mehr," und ihre Trauer ward immer größer.
Bald darauf sollte an dem Hofe des Königs drei Tage lang ein großes Fest gefeiert werden, und das ganze Land ward dazu eingeladen. "Nun will ich das letzte versuchen," dachte das Mädchen, und als der Abend kam, ging es zu dem Stein, unter dem es seine Schätze vergraben hatte. Sie holte das Kleid mit den goldnen Sonnen hervor, legte es an und schmückte sich mit den Edelsteinen. Ihre Haare, die sie unter einem Tuch verborgen hatte, band sie auf, und sie fielen in langen Locken an ihr herab. So ging sie nach der Stadt und ward in der Dunkelheit von niemand bemerkt. Als sie in den hell erleuchteten Saal trat, wichen alle voll Verwunderung zurück, aber niemand wußte, wer sie war. Der Königssohn ging ihr entgegen, doch er erkannte sie nicht. Er führte sie zum Tanz und war so entzückt über ihre Schönheit, daß er an die andere Braut gar nicht mehr dachte. Als das Fest vorüber war, verschwand sie im Gedränge und eilte vor Tagesanbruch in das Dorf, wo sie ihr Hirtenkleid wieder anlegte.
Am andern Abend nahm sie das Kleid mit den silbernen Monden heraus und steckte einen Halbmond von Edelsteinen in ihre Haare. Als sie auf dem Fest sich zeigte, wendeten sich alle Augen nach ihr, aber der Königssohn eilte ihr entgegen, und ganz voll Liebe erfüllt tanzte er mit ihr allein und blickte keine andere mehr an. Ehe sie wegging, mußte sie ihm versprechen, den letzten Abend nochmals zum Fest zu kommen. Als sie zum drittenmal erschien, hatte sie das Sternenkleid an, das bei jedem ihrer Schritte funkelte, und Haarband und Gürtel waren Sterne von Edelsteinen. Der Königssohn hatte schon lange auf sie gewartet und drängte sich zu ihr hin. "Sage mir nur, wer du bist," sprach er, "mir ist, als wenn ich dich schon lange gekannt hätte." - "Weißt du nicht," antwortete sie, "was ich tat, als du von mir schiedest?" Da trat sie zu ihm heran und küßte ihn auf den linken Backen: in dem Augenblick fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er erkannte die wahre Braut. "Komm," sagte er zu ihr, "hier ist meines Bleibens nicht länger," reichte ihr die Hand und führte sie hinab zu dem Wagen. Als wäre der Wind vorgespannt, so eilten die Pferde zu dem Wunderschloß. Schon von weitem glänzten die erleuchteten Fenster. Als sie bei der Linde vorbeifuhren, schwärmten unzählige Glühwürmer darin, sie schüttelte ihre Äste und sendete ihre Düfte herab. Auf der Treppe blühten die Blumen, aus dem Zimmer schallte der Gesang der fremden Vögel, aber in dem Saal stand der ganze Hof versammelt, und der Priester wartete, um den Bräutigam mit der wahren Braut zu vermählen.